von Dr. Rüdiger Plänker von der dormiente-Matratzenmanufaktur aus dem hessischen Heuchelheim
Als textile Nutzpflanze ist Hanf schon vor circa 7000 v. Chr. nachgewiesenund gilt damit als die Pflanze für den ersten nachgewiesenen Webstoff. Als stabilste Naturfaser der Welt wurde sie auch von den Phöniziern um 1000 v. Chr. für die Herstellung von Segeln und Seilen verwendet.
Von da an war Hanf bis zur zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts die am häufigsten angebaute Feldfrucht. Der erste Präsident der Vereinigten Staaten, George Washington, wies seine Gutverwalter an, großflächig Hanf anzubauen. 1619 gab es das erste Marihuana-Gesetz, das den Hanf-Anbauvorschrieb. Wer dies nicht tat, erhielt oft Geld- oder Gefängnisstrafen: Es galt als Kapitalverbrechen, Hanf zu exportieren, da man sich seiner Wichtigkeit seit jeher bewusst war.
Gutenbergs Papier für die 1455 n. Chr. erste gedruckte Bibel sowie Luthers Papier 1517 für die 95 Thesen – alles aus Hanf. Qualitativ ist Hanfpapier dem
Papier aus Holz weit überlegen, da sehr viel länger haltbar.
Benjamin Franklin, ebenfalls Präsident der USA gründete die ersten Hanf-Papierfabriken.
Auch aus ökologischer Sicht sollte man dringend für die Papierproduktion auf Hanf zurückgreifen: Man erhält bei der Produktion den 5-fachen Ertrag pro Fläche aus einem Hanffeld und unsere Wälder müssen nicht unnötig abgeholzt werden. UNSERE WÄLDER WERDEN ES UNS DANKEN!
Als Kampf gegen Hungersnöte befahl Karl der Große 800 n. Chr. seinen Untertanen Hanf anzubauen – waren die stabilen meterhohen Halme der Pflanzen schließlich auch durch Unwetter nicht kleinzukriegen. Nicht nur als Lampenöl, vor allem aber als hochwertiges Nahrungsmittel waren die Samen nicht zu ersetzen. Heute ist nachgewiesen, dass Hanfkörner („Hanfnüsse“) alle essentiellen Fettsäuren enthalten. Außerdem enthält Hanfsamen als einziges Nahrungsmittel, Gamma- Linolen-Säure. Diese findet sich sonst nur in Muttermilch! Frühes Abstillen wird heute im Zusammenhang mit den Krankheitsbildern Neurodermitis und Psoriasis diskutiert. Es gibt Berichte, dass Hanföl eingenommen oder die betroffenen Stellen damit eingerieben, Neurodermitis und Psoriasis ausheilen.
Schon 800 n. Chr. unter Karl dem Großen konnten Bauern ihre Steuern in Hanfsamen zahlen und zwischen 1631 und dem frühen 19. Jahrhundert galt Cannabis in weiten Teilen Nordamerikas als gesetzliches Zahlungsmittel.
Die psychoaktive Wirkung (auch Goethe und Schiller haben gekifft!) von Hanf wird seit Jahrtausenden genutzt. Die medizinische Nutzung wird bereits im ältesten erhaltenen Arzneibuch der Menschheit, dem chinesischen „Pen Tsao“ 2737 v. Chr. beschrieben. Bis Ende des 1900 Jahrhunderts waren Cannabispräparate in den Apotheken in den USA und Europa die meistverkauften Arzneimittel.
Gerade die Haltbarkeit und das Nichtschimmeln im feuchten Zustand machte Hanf auch für Installateure als Dichtungsmaterial unverzichtbar. Heute werden die bei der Textilherstellung anfallenden Schäben (der Holzanteil des Pflanzenstieles) zu hochwertigem Dämmmaterial weiterverarbeitet.
Bis zu seinem Anbauverbot in den USA 1938 und in Europa nach dem zweiten Weltkrieg wurden Textilien in nahezu allen Kulturen aus Hanf hergestellt. Gleichzeitig bekam die maschinelle Baumwollverarbeitung immer mehr Gewicht und die Baumwollbarone das Zepter in die Hand, sodass nach und nach die Hanfproduktion eingeschränkt wurde.
Die folgende Hanf-Prohibition diente wohl ausschließlich wirtschaftlichen Interessen der Holz-, Baumwoll-, und Pharmaindustrie. Nach dem Scheitern der Alkoholprohibition von 1920 standen etwa 8000 Beamte, Polizisten und Kontrollbeamte ohne Arbeit da, sodass die US-Regierung das eigens eingerichtete Drogendezernat „Federal Bureau of Narcotics“ bei dem 1937 beginnenden Kampf gegen den Hanf unterstützte, was zum endgültigen Untergang von Hanf führte.
QUELLEN: Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf ISBN 3-86150-641-6 | Info.hempage.de